Die Herausforderungen für die Feuerwehren sind schweizweit ähnlich: steigende Komplexität in den Einsätzen und sinkende Mitgliederzahlen in den Feuerwehren. Die Feuerwehr Schaffhausen hat ihre Lösung.
Nach mehrjähriger Planungsphase war es am 1.Januar so weit: Das Feuerwehr-Berufspikett der Stadt Schaffhausen ist gestartet. Seither führen zwölf Angehörige des Berufspiketts alleine die Kleinsteinsätze der rund 330 Alarmierungen pro Jahr durch. Dadurch ist der Ersteinsatz schneller und professioneller.
Doch das Feuerwehr-Berufspikett ersetze das Milizsystem keineswegs, wie Kommandant Peter Müller anlässlich einer Medieninformation betonte. Die Milizfeuerwehr sei und bleibe ein wichtiges Element der städtischen Feuerwehr. Denn mehr als Kleinsteinsätze kann das Berufspikett nicht stemmen, geschweige denn grössere Schaden- oder Parallelereignisse.
Neue Zeiten, andere Lösungen
Denn die Zeiten ändern sich, das einfache Löschen eines Brandes ist selten geworden. Die Komplexität der Aufgaben sei gestiegen, wie es in der Medienmitteilung heisst, die Anforderungen an die Professionalität und das Fachwissen bei den Einsatzkräften ebenfalls. Zusätzlich fordern Rettungsdienste die Feuerwehr mit ihren Höhenrettungsgeräten für eine schonende, patientengerechte Rettung an.
Die Arbeitskleidung hat jeder Angehörige des Berufspiketts auf dem oberen Stock in einem eigenen Spind. Gleich nebenan verkürzt eine Rutschstange den Weg zu den Fahrzeugen. Die Rutschstange ist der letzte Beweis, dass nun vom Feuerwehrzentrum Festangestellte regelmässig in den Einsatz ausrücken.
Mit wenigen Umbauten ist das Feuerwehr-Zentrum aufgewertet worden. Augenfällig sind die neuen Schlafzimmer, die Spinde und die Rutschstangen zur Fahrzeughalle. Wenn die Angehörigen des Berufspiketts nicht im Einsatz sind, bilden sie sich weiter, halten sich fit oder erledigen eine der umfangreichen Arbeiten, die der Feuerwehr Schaffhausen als kantonales Kompetenzzentrum auferliegen: Atemschutzunterhalt und -wartung, Waschen der persönlichen Schutzausrüstung, Leiterprüfung, Service für alle Feuerlöscher der Stadt und viele mehr. Bei der Rekrutierung und beim anschliessenden Assessment wurde nebst der Atemschutztauglichkeit, dem Feuer- wehrhandwerk und dem Teamgeist auch auf die erlernten Berufe geachtet.
Mit der Einführung des Feuerwehr-Berufspiketts in der Stadt Schaffhausen wird auch das letzte noch bestehende Polizei-Löschpikett der Schweiz aufgelöst. Während über 120 Jahren war es für Ersteinsätze bei kleineren Brandereignissen und Brandmeldeanlagen in der Munot-Stadt zuständig.
[swissfire.ch Marco Moser, Co-Chefredaktor]
Titelbild: Das Berufspikett umfasst seit Januar 2021 zwölf Vollzeitstellen. Auf dem Foto sind sie hier zusammen mit den Vollzeitangestellten des Dienstbetriebs, links aussen der Feuerwehrkommandant Peter Müller

Wohnlich und doch platzsparend: Jeweils zwei Angehörige des Berufspiketts teilen sich ein Schlafzimmer. Dank den hochklappbaren Betten verfügt jedes über vier Betten.
Fakten zum Berufspikett
- über 330 Alarmierungen pro Jahr
- zwölf Vollzeitstellen
- Arbeit im Schichtsystem 24/24
- Bestand der Milizfeuerwehr wird um rund zehn Prozent gesenkt: von aktuell 150 auf 134 Personen
Vorteile
- kürzere Reaktionszeit, weiterer Aktionsradius
- Erhöhung der Qualität der Ersteinsätze und neu werden zahlreiche Ersteinsätze direkt vom Berufspikett ausgeführt: Liftrettungen, Öl, Wassernot, Sturmschäden, Tiefenrettung, Tunneleinsätze usw.)
- Die Sicherheit der Einsatzkräfte wird durch die grössere Professionalität erhöht
- Qualitativ höhere Einsatzerfahrung bei weniger Einsätzen für alle Angehörigen der Milizfeuerwehr
- für die Polizei Konzentration auf die Kernaufgaben und die Entlastung